Samstag, 13. Dezember 2008

GeDüchte mit Interpretationen ficken


WAS ES IST

Wir wissen nicht, was es ist.
Manche nennen es Liebe,
andere verfallen in Schweigen.
Es ist, was es ist,
was ist.

Es ist, was es ist,
doch ist es überhaupt was,
und was ist es dann,
hier und heute -
nur Schweigen, keine Antwort.
Was kann es nur sein?

Es ist, was es ist,
doch wird es einmal gewesen sein?
Ein Früher, ein längst Vergangen,
wie ein verwester Leichnam,
ausgetrocknet, zerfallen,
fast schon nicht mehr vorhanden?
Wird es dann nicht mehr schmerzen,
nicht mehr verletzen
und nicht mehr versprechen,
daß es doch möglich sei,
einfach glücklich zu sein?

Es ist, was es ist.
Manche nennen es Liebe,
andere verfallen in Schweigen.
Es ist, was es nicht ist,
nur das scheint sicher zu sein.

(Aus: Rainer Bäcker, Versuche über die Liebe ... und andere Zumutungen,
Frieling, Berlin 1995)

Ein WahnsinnsPöm!! Der Dichter macht hier so 27 Zeilen und darüber noch eine wunderschöne Überschrift. Die Überschrift sagt gleich, was es ist. Was es ist, so heißt auch das Gedicht.
Aber - was ist es? Wir wissen es nicht. Sagt der Dichter. Was es ist, das wissen wir nicht. Traurig. Aber bedeutungsvoll - wahr. Und schon taucht hier sehr geschickt wieder die Überschrift WAS ES IST in der ersten Zeile auf. Doch: "Wir wissen es nicht" Na, klar! Woher denn auch?! Es ist 'mal gerade die 1. Zeile der 1. Strophe, und noch kann man darum einfach nicht wissen WAS ES IST. Wir wissen nicht, was es ist. Der Dichter weiß es vielleicht auch nicht. Kann ja sein, oder?
Aber - "manche nennen es Liebe", so sagt er. Und, wenn manche etwas nennen, muss es andere geben, die etwas nicht nennen. Das mutet uns der Dichter zu. Und er sagt darum: "Klar - manche nennen es Liebe - so weit, so gut, so schön! - aber andere verfallen in Schweigen. Das ist zwar blöd, könnte man meinen, aber dies scheint sicher zu sein. Sicher! Denn wenn einer in Schweigen verfällt, so muss er zuvor absolut unanständig mächtig gequasselt haben: Denn sonst wäre er doch wie natürlich im Schweigen geblieben und hätte nicht erst verfallen müssen, nämlich in das Schweigen direkt hinein. Das leuchtet ein. Hier hat es die Lyrik aber ganz knusprig mit den alltäglichen Dingen des gemeinen Alltags zu tun. Denn ist es nicht so, dass oft manche etwas nennen, sei es, dass sie es Liebe nennen, und andere dann schweigen, ja, gleichsam in ein solches verfallen? Ist es nicht so, dass oft leichtfertig gesagt wird: "Du, das's aber Liebe, Du!" Und andere dann nicht sagen: "Nö, Du, mein' ich gar nich', fick 'mal schön weiter & quassel nich'! Un' lass' endlich den Quatsch mit'ter Liebe, is' ja schon Halbacht, äh!"
Nein, sie sagen sich: Sollen manche es nur Liebe nennen, wir (anderen) verfallen lieber in saugeiles Schweigen. Ja, schöne Scheiße, hätten die anderen doch was gesagt, aber nein, sie verfallen in Schweigen. Also angesichts dessen, dass manche es Liebe nennen und auch sicherlich darüber geredet haben, sind andere stumm geworden. Sie sagten vielleicht noch: "Na, gut, ihr mögt es Liebe nennen, aber ... und gerade wollten sie noch etwas sagen, wirklich etwas sagen (...) ... da verfallen sie schon in tiefes Schweigen. Sagt uns der Dichter. Tragisch. Dieser Mutismus wahrer Lyrik. Doch auch obszön. Denn seit Ingmar Bergmann diesen Film "Schweigen" gemacht hat, wissen wir instinktiv, Schweigen ist auch immer Lust und Schweinerei zugleich. Ja, es ist gleichsam eine schiefe Ebene, auf der wir von der Liebe in das Schweigen verfallen oder cremen ausgleiten & schließlich verrutschen. Oft auch schmieren wir dabei ab oder aus. Andere aber nicht. Und die, die ins Schweigen verfallen sind, wissen nicht, was Liebe ist, denke ich, legt uns der Dichter nahe.
Oder ist die Liebe selbst das Schweigen? Ja, pepperonischärfer noch gefragt: "Was ist es überhaupt?" "Wir wissen es nicht, was es ist." Aha! Somit sind wir auf dem Umweg über das Nennen von Liebe und das Verfallen ins Schweigen wieder auf die erste Zeile der ersten Strophe verwiesen. Der Prozess des Verstehenwollens begönne aufs Neue, wenn ... ja, wenn der Dichter dieses Poems es nicht so geschickt eingerichtet hätte, dass auf die 3. Zeile die 4. und darauf immediat die 5. Zeile folgte. Zwei Zeilen, deren ausdrücklicher Sinn unser Nachdenken in einer vorläufigen Antwort zu beruhigen sucht: "Es ist, was es ist - Zeilenumbruch - was ist." Na, was ist denn? Donnerwetter! Also das ist es?! Ja, das ist es, was es ist. Oder anders gesagt, das Ganze einmal prosaisch genommen: Das, was ist, ist, was es ist. Phantastisch. Bombastisch. KRrrromatisch.
Das mit dem ISTWASESIST ist alles sehr ungereimt, und nicht zuletzt darum, so scheint mir, griff der Dichtersmann wohl zu dem Form gebenden KunstGriffe, das, 'WAS ES IST', nicht in Reime zu fassen. Keine Reime. Freie Rüttmik. In sich selbst zurückgehendes und damit sich gleichsam selbst und anderes auflösendes Metrum. Gewagt. Hier uns vor Augen, ein neuer Durs Grünbein, jedoch westlicher Provenienz. Der Dichter aus dem Bergischen Land. Seine Gedichte verfassend bei Waffeln mit heißen Kirschen hinter der klappernden Mühle am rauschenden Bache schön schauend er selbst ins Weite des Seins - denn nur das ist doch emphatisch, WAS ES IST!!??!! Oder vielmehr ... Nicht?
Aber wir wissen immer noch nicht, WAS ES IST! Wird uns dies auf ewig verschlossen bleiben?
Es würde, hätte nicht Rainer Bäcker tief im sinnversumpften WörterSee für uns geschickt mit Sinnlibellen gefischt. Mir persönlich sind dies (hier beiseite gesprochen) immer die liebsten Gedichte - Gedichte, die sagen WAS ES IST und dies auch wieder nicht sagen, sodass die Frage gleichsam an den Leser selbst gestellt ist. Ja nachgerade die Frage selbst den gesamten Seinshorizont ins Offene verMist, sodass das Offene, sei es eben noch das Offene des Gedichtes gewesen, nun das Offene des Fragers und damit auch des Lesers genuin ins Offene quasi hineinöffnet.
Doch zurück zu dem, WAS ES IST! Es ist zwar, so erfahren wir hier, WAS ES IST, "doch ist es überhaupt was"? - Ja, aber es ist doch, was es ist, sagen wir schnell & schlagfertig und weiters sagen wir fix noch dazu: Dann ist es doch aber schon etwas. Jedenfalls muss es doch etwas sein, da es doch ist, was es ist. Also, ährlich?! Gut, das ist der Standpunkt des come on sens möchte der Germanist hier gleich aus übel riechendem Munde munkeln. Auch sagen Andere, die einmal nicht ins Schweigen verfallen sind: "Möge doch denken so der einfache Mensch an seinem Arbeitsplatze, der seinsvergessen blind am Fließebande eins Niete in eins Nute stanzt. Oder gar der Automobilist in seinem Volante hinter dem Steuer stehend insgesamt am wechsellichternen AmpelBaume sich fragend: Ist es, WAS ES IST? Oder nicht? Doch dann grün, und er fährt der Antwort davon."
Man kann so denken - doch nicht so Rainer Bäcker, der Dichter von 'WAS ES IST'. Dieser sucht mitnichten seine Ruhe im einfachen Konstatieren dessen, dass es ist, was es ist. Rainer Bäcker geht weit über das Behaupten des Seins des ES hinaus und fragt provokant, ob das, was ist, überhaupt sei. Ungeheuerlich!
Und gesetzt einmal, so fragt er weiter, es ist, was es ist, und ist darum überhaupt, ja was, so fragt er sich - und damit zugleich auch uns -, "was ist es dann"? Ja, was ist es dann? Wann? Und wo? So fragen wir natürlich sofort frech zurück. Ist das, was es ist ... wenn es überhaupt ist? Und Rainer Bäcker schleudert uns fest & unerschrocken, wie nur er es kann, der mit allen alpinen, sokratischen Fragewassern der Art Ski-Oh! - non Ski-Oh! gewaschen ist, dieser Rainer Bäcker, der die Süße und Sanftheit der Hügel des Bergischen Landes, das in die äußerste Prägung seiner dichtenden Seele eingegangen ist, in hermetische Worte zu fassen weiß, schleudert uns fest & unerschrocken zurück: ..."hier und heute - Gedankenstrich!" ? - !?! -?
Tja, wann und wo sonst, wenn nicht 'hier und heute' ... leben wir denn nicht je&je schon immer im Hier und im Heute??! Da ist es doch nur folgerichtig, das, was es ist, gleichfalls im Hier und im Heute zu bestimmen. Der Fragehorizont ist hier und heute emphatisch die Gegenwart. Die Gegenwart zu einem Punkte zusammengezogen, zu einer Idealität des Punktes zusammengezogen, deren Hic-et-nunc-Präsenz nur durch die äußerste Anstrengung des in die Tiefe steigenden Begriffs zu begreifen ist.
Nein, nein, nein, nicht 'dort und gestern' oder 'da und morgen' - !Nein! - hier und heute - getzt! Zack! .... hier, an dieser Stelle, nicht vor und nicht zurück, hier - da - jetzt an diesem Pu . ung-kt - da ist das, 'WAS ES IST'! Zugleich an...wesend und ver...wesend. Und doch, um es einmal mit der adversativ patzigen MasturbationsFormel eines Theodor Däubler auszudrücken ... und doch! ... und dann der Gedanken-Strich, der nach hier und heute heischt und suggeriert: Jetzt will Antwort kommen ... vielleicht von denen, die es Liebe nennen ... aber ach! ... gefehlt! ... kein Sagen. Nein! ... Nur Schweigen ... und darum natürlich auch keine Ant-Wort. Scheiße! Die Frage, die Vorstellung, der Gedanke wird zur Marter, ja zum Martyrium. Zum Martyrium einer verlorenen, vergessenen ErInnerung. Nur Schweigen! - Keine Antwort. "Was kann es nur sein?" Kann es denn doch Liebe sein? Ach nein! Liebe können es zwar manche nennen, aber schon verfallen wieder Andere in Schweigen. "Es ist ... aber auch ..."WAS ES IST".... und dann nur noch Schweigen.
Nicht aber so der Dichter. Der Wahlahmburger, der Getriebene, der heimatlos Gewordene, getrennt von den Bergischen Bergen, getrennt vielleicht gar von Familie und Scholle, getrennt von Bergischer Waffel, getrennt von Kirschen und Schlagoberst (dem Klappentext entnehmen wir, er studierte in Wien) getrennt auch vielleicht von seiner Liebsten - wir wissen nicht ... können nur vermuten, 'WAS ES IST', das ihn hier die Frage der Existenz des Seins überhaupt stellen lässt ... aber dieser Dichter verfällt nicht. Nicht dem Schweigen. Leider! Nein, er verfällt aufs Vergangen, pötätre sogar auf Zukünfte mit der Frage "... wird es einmal gewesen sein?" Paradox. Der Dichter - eben noch im Gegenwärtigen, im Hier & Heute - doch nun schon wieder, er, der über allem wahre Wandelbare, jetzt zugleich in der scheinbaren Zerflossenheit, die der Zukunft eigentümlich anheim fällt. Er wagt den grammatischen, hodenSACKStraffenden Spagat des "Wird-einmal-gewesen-sein".
Und voll stürzt jetzt das Zeitliche, ja nachgerade Überzeitliche fast überflüssig auf ihn und damit zugleich uns ein. "Früher", "längst Vergangen" (also noch später, oder vielmehr noch früher, aber damit auch eben später, oder doch früher ... ).
Hier ist leicht nachzuempfinden wie subtil und Schwindel erregend den Leser der leierschlagende Lyrikus auf's Rad der immerwährenden Zeit pflicht ... oder pflocht oder gar flucht ... es mag einstweilen gödel/escher unentschieden bleiben. Was restiert ist ... Vergangenheit. Der Mensch?! - Vergangen. "Ein verwester Leichnam!" (Dies ein ungeheuer kunstvolles Anagramm von "verweichter Lesman") Ja, ha!: Also so sieht der Dichter seinen Leser - als einen verweichten Lesmann, ausgetrocknet & zerfallen & darum fast schon nicht mehr vorhanden? Ist es das, WAS ES IST? Ist es der Tod in seiner Einzigartigkeit? Dies unentrinnbare Fortlaufen bis in den Tode dort wirklich ganz hinein? Oh Zaches und Zinnober! Nicht Hoffnung noch Hoffmann.

Das Verwesen. Das Austrocknen (alles genuin Bergische Herbstvokabeln). Das Zerfallen. Uns graust. Wir sind umtoast vom Burscheider VerFallWind. Kein Entrinnen. Die Sprachgewalt des Dichters reißt uns den Zipfel von der Mütze, zaust uns die wohligwarmen WinterOhrlaschen! Ja, diese Sprachgewalt lässt gar die Slipeinlagen lyrischer Jungfrauen zur Sprungchance schlüpfriger Gefühle gefrieren. Potz Super G und Leck placid!! Doch aber - Rainer wäre nicht Bäcker bük er dem poetischen Herzen nicht ein Lichtblickplätzchen. Denn wenn alles hinein in den Tode und die fortschreitende Verwesung bis zur ausgetrockneten Zerfallenheit zerfällt, nun - wenn dies alles Statt hat ... wird es dann (vielleicht) nicht mehr schmerzen, nicht mehr verletzen, nicht mehr versprechen? Wird das (so müssen wir hier weiter fragen) - 'WAS ES IST' - sich nicht mehr vrsprchen (pardon: versprechen), uns nicht mehr verletzen, Manche nicht mehr schmerzen und nicht mehr Andere verfallen in Schweigen ... lassen .... wir dem, 'WAS ES IST', endlich, "doch dass es möglich sei".
SEIN UND POTENTIA! Sein und Kraft! Ja, die Kraft, "einfach glücklich zu sein" ... glücklich zu sein, nur noch fünf Zeilen dieses Sinn & Sein hinterfragenden Gedichts ... lesen zu müssen.
Ich glaube, das ist's, was uns an dieser Stelle einzig Glück verspricht. Und so lesen wir denn voll kindlicher Ungeduld die letzten fünf Zeilen, deren zweite und dritte wir schnell wieder erkennen, sodass wir nach beharrlichem Verfallen in Schweigen endlich wissen, dass es ist, was es nicht ist ... ganz schön fies negativ dialektisch ... aber, dass der Dichter die Lyrik und damit die Sprache - Form und Sinn - weiters mit seinen unschuldigen Bergischen VerFüßen tritt - "nur das scheint sicher zu sein." Mit dieser Zeile, der siebenundzwanzigsten, endet das Gedicht und Myriaden von NichtLesern werden nicht wissen: 'WAS ES IST'. Abba hier noch einmal das Gedicht in seiner gänzlich fülligen FielFallt:

WAS ES IST

Wir wissen nicht, was es ist.
Manche nennen es Liebe,
andere verfallen in Schweigen.
Es ist, was es ist,
was ist.

Es ist, was es ist,
doch ist es überhaupt was,
und was ist es dann,
hier und heute -
nur Schweigen, keine Antwort.
Was kann es nur sein?

Es ist, was es ist,
doch wird es einmal gewesen sein?
Ein Früher, ein längst Vergangen,
wie ein verwester Leichnam,
ausgetrocknet, zerfallen,
fast schon nicht mehr vorhanden?
Wird es dann nicht mehr schmerzen,
nicht mehr verletzen
und nicht mehr versprechen,
daß es doch möglich sei,
einfach glücklich zu sein?

Es ist, was es ist.
Manche nennen es Liebe,
andere verfallen in Schweigen.
Es ist, was es nicht ist,
nur das scheint sicher zu sein.

(Aus: Rainer Bäcker, Versuche über die Liebe ... und andere Zumutungen,
Frieling, Berlin 1995)

Sonntag, 7. Dezember 2008

Na, gibt's'n sowas ...?


HIER ... lesen & gucken ... verrucht'noch'ma ...

Samstag, 11. Oktober 2008

Auferstehung

Der letzte Versuch sich selbst rechts zu überholen. GescHAIDERt!

"Nach jener von Lazarus ist meine Auferstehung die eklatanteste der Geschichte, glaube ich."

Jetzt kann er's versuchen ....

Montag, 15. September 2008

Erna, Sperma, Werna & sein Herbst


Den Somma schlotzt der feuchte Herbst,
Drum wollte abends Erna
Von Werna gerne Sperma.

Da sprach der Werna: "Erna,
Du bist ja herbst verderbst?!"

! - ?? -, - !?! - !!

"Das macht man doch im Mai
So nächtens nebenbei.
Doch getz' is' schon Oktober,
In dem die Blätter fallen;
Der Traktor steht im Schober,
Das Heu gepackt zu Ballen -
& auch der sanfte Wind
Wird itzt zum Sturm, mein weizenblondes Sommerkind!"

"Jetzt ist die Zeit des Erntens
Von Birne und auch Pflaume,
Zum Beispiel von dem Baume
Fällt Laub nun einfach hin
Gefärbt vom Karotin;

Den Blättern fehlt jetzt Chlorofühl!
So ist nun mal des Herbst' KahlKühl!"

Sieh dort am WaldesSaume,
Da spiel'n schon Nebelelfen
Mit grauen Wolkenwölfen.
Und auf dem Waldweg spiegeln Pfützen
Kinder - jetzt in Pudelmützen -,
Die mit windgezausten Haaren
Vor Wochen noch im Freibad waren!"

"Glaub' mir Erna, glaub' mir, nun
Gekommen ist die Zeit zum Ruhn ...
Das wissen sogar Hahn und Huhn!
Erst später, wenn’s dann wieder Wärma,
Kommt die Sache mit dem Sperma!"

Doch alles Dichten hatt' kein Zweck,
Denn Erna liebt das SpritzGebäck
Von Werner, das im Herbst wohl auch
Verwegen absteht von sei'm Bauch!

Und eh der Werna sich versehn
Hat Erna, diese Herbstzeitlose,
Ihn befreit von seiner Hose
Um ihm dann im Handumdrehn
Ihre Liebe zu gestehn.

Samstag, 3. Mai 2008

Wir sind Fritzl ...


SpiegelInzest, Inzest im Focus des Stern

Die fortschreitende Boulevardisierung der Wochenzeitschriften: Focus, Stern, Spiegel lässt sich auch im & am Fall Josef Fritzl wieder erkennen. Unter dem Deckmantel des investigativen Journalismus hetzen sie die Opfer, liefern küchenpsychologisch "fundierte" Psychogramme des Täters und befriedigen mit Details aus dem Leben von Täter & Opfer die voyeuristische Lust der Leser & die eigene lüsterne Begierde an der Darstellung des inzestuösen Ensembles faschistoider Gesellschaften.

Wenn dies widerliche Journaille-Verhalten jemand - wie in dem Gedicht weiter unten - auf den Punkt bringt, dann verstößt dies markwortigerweise gegen die Kommentarnetiquette des Focus.
In den frühen 60ern wurde man von dem, was wir damals Establishment nannten, angegangen, wenn man montags als 15-Jähriger mit dem Spiegel unterm Arm durch die Kleinstadt zog. Das schwellte uns mit Stolz die Brust. Den markwortfeisten Focus gab's damals 'AugsteinSeiDank 'noch nicht. Heute meide ich diese Zeitschriften schamhaft wie die BILD schon damals, die es natürlich schon immer verstand, all das ungeheuerlich & infam zuzuspitzen, was in den genannten Zeitschriften ein wenig verhaltener geäußert wurde/wird. Aber .... jetzt .... in Berlin 'ne Dutschke- an'ner Springerstraße. Vielleicht ein Helge-Schneider-Witz des hegelschen Zeitgeistes. Damals ham'wa uns an den Toren des Auslieferungslagers der Springerpresse in Essen von den Wasserwerfern der Polizei fort schwemmen lassen. Und heute ... ja, heute, da man weiß, dass Diekmann seinen "vorgeblich nur äußerst kleinen Penis" nicht mit Leichenteilen in Miami hat verlängern lassen, brennt nur Diekmanns Wagen ... mehr nicht!

Der fette Markwort bei einem Kaviarbrötchen über den Focus: "Ich war und bin hundertprozentig überzeugt, dass dieses Magazin notwendig ist, und dass viele Leser es suchen." Man kann das nur wünschen, denn wenn wir Leser dies Magazin erst suchen müssen, dann muss es ja zuvor jemand versteckt haben. Hoffen wir, dass es so versteckt wurde, dass es nie wieder aufgefunden werden wird.


Wir sind Fritzl

In Österreich gilt die Devise,
Sperrt die Mädels in Verliese.

In Belgien, da sah man zu
Beim Kindesmissbrauch durch Dutroux.

Die Deutschen sind da gründlicher,
Sie setzten Traditionen fort
Und glänzen gerne siegheilsicher
Mit Rassen- Massen- VölkerMord.

Dies scheint so grauenvoll brachial,
Dass selbst der geile Bürger schil(l)t,
- Faschistoid und medial -,
Die Täter durch sein Sprachrohr: BILD!

Doch spätestens nach vier, fünf Wochen
Sind Gier & Lust am Grau'n gestillt.
Die Opfer leiden, doch zerbrochen
Hat sie die Medienbestie - BILD!


Die Terroristen verstecken sich nicht in Afghanistan ... die wahren Bin Ladens sitzen in den Aufsichtsräten, pierern bei Siemens, bestimmen den Jargon der Medien, verknappen, während sie sich den schnöden Mammon einstreichen, die Lebensmittel & lassen hungern, genau so wie sie arbeiten lassen ... sie... kaufen sich die Entscheidungsträger der Politik & wuchern mit "Humankapital".
Paradox: Denn all diese Leute sind - wie auch Fritzl - in den gleichen Medien zu finden ... oder ist's doch eher notwendig, sind sie notwendig in den genannten Zeitungen & Magazinen zu sehen, weil ihr Tun ebenfalls so abscheulich ist, wie das der "Bestie" von Amstetten und das der Schreiber der Gazetten?!!?.

Wenn die Opfer von Amstetten endlich genüsslich & gänzlich ausgeweidet sind, wird das Doppelkinn von Markwort wieder blaffen: "Fakten, Fakten, Fakten!" Der Diekmann wird noch mal 'n Trip nach Miami versuchen. Der Spiegel wird sich schließlich selbst erschaue(r)n, um nichts zu sehen und dem STERN geht immer wieder keiner auf, da Kujau Tagebücher nicht mehr schreiben kann.

Sonntag, 23. März 2008

Walser-Goethe


LEER-GEDICHT

Lili - Stella; Tanz & Natur ...
& Über die binsenähnlichen Blattformen bei Umbelliferen

(Lili war die erste, die ich tief und wahrhaft liebte, und vielleicht war sie auch die letzte. Goethe an Soret)

Der zage Lenz pfeift grüne Triller
Und sehr verzückt reimt Friedel Schiller:

"Dort hinten seh ich Goethen schon
Und Lili auch, sowie Charlotte
Diese flotte Polyglotte
Bläst Wolfgang einen FloethenTon.

'Vom Eis befreit sind Strom und Bäche.'
Er geht Ulrike an die Wäsche
Und sie wird mucker & ihm schwan'z
Der Vormärz ruft zum WalserTanz.

Sofort kommt EI-Niges in Fluss;
Denn es ist Ostern & es muss
Die Farbe bunt ans OsterEi ...,
Doch ich' vergaß, OH Goeth' verzeih,
...?! ... Da war doch noch die Vulpius,
Der Du so gerne mit'nem Kuss
Das Röslein rot nach dem Entkleiden
Zwischen Schenkeln & zwar beiden
Zungenflink, ja ganz genau! ...
Verslispeltest. - Du geile Sau!"

Viel später Walser seicht & lieb
Sehr granufink darüber schrieb:
Dass Dichter - greis - sind undicht, da
Die Drüse tropfreimt : "Pro-sta-ta!"

Doch schon schreit Lenz: "Moment, Moment!"
'Ich weiß nicht, Schillern, obst Ihrs kennt?:
Da hat der Wölfi doch vor Jahren
Fast mit Vernunft nach ein, zwei Klaren
Über die Natur gedichtet.
Wie sie IHN einst aufgerichtet,
Als die steinige Charlotte
Diese weheMens-Kokotte
Ihm das Köpfchen strich - das kahle,
Dass sodann mit einem Male
Wie ein Kern aus seiner Schale,
Wenn man da nur sehr geschickt
An gewissen Stellen drückt,
Die Natur ejaculieret
Und Humunculi gebieret !?!!

Dann später Anek Dote spricht ... Dazu das folgende GeDicht:

'Während Johann beinanbein
Mit seiner Muse Frau von Stein
Am Tische sitzend brav parlierte
Und dabei Sommerobst entkernte

d.h.
Den Stein aus Kirsch' & Pflaum'
Viel flinken Fingers fix entfernte
Und mehrmaln Kern sowohl als Schale
Beid's getrennt, jedoch mit einem Male
In seinen warmen Händen hielt ...
... Wurd's in ihm wahr:
"Am Anfang ist Gestalt! Na klar?!!?!!"

So sprach er dann zu Frau von Stein
Am Tische sitzend beinanbein,
Und spürt beengt vom Tuch der gelben Werther-Hose
(Dies ist´s, was er durch Troll uns übergab):
"Gestalt drängt ste'h'ts auf Mütt´more fose!"
Wobei Frau Stein - sehr handgeschickt - ihm hüftigst senkRecht gab.
! ... - ! - ... - ! - .... !
(Dessert ...):
Zum gut entkernten Obst, macht's Steinchen weiß´ VaNilleSauce?!'

Sonntag, 9. März 2008

Anal rasiert?


La Charlotte Roche fou cauld

Alle Fehler, die man (hat), sind eher zu verzeihen als die Mittel, die man anwendet, um sie zu verbergen.

Ich muss, noch, einige Worte, zu dem sagen, was ich bereits schon einmal zu Lydia und ihrer Behinderung sagte. Die Contergan-Renten sind übrigens erhöht worden. Oft und immer meint man, ein Anderer oder eine Andere sein zu wollen oder gar zu sollen, als man nun tatsächlich ist. Doch man ist nun einmal so. Aber warum nicht die Akzeptanz dessen, was man ist? Warum immer das Gucken auf alles Andere, das vielleicht ganz anders ist als das, was man selbst ist?
Warum Claudia Schiffer sein wollen? Warum Don Johnson oder Paul Neumann oder Florian Silbereisen oder Hansi Hinterseer oder Rita Süssmuth oder Frauke Ludowig oder Charlotte Roche oder ganz und haar rasiert oder so etwas sein wollen? Warum im Leben immer das sein wollen, was man nicht sein kann. Denn auch die angeführten, so genannten 'Schönen & Reichen & oft ziemlich Dummen' wollen immer noch etwas anderes sein, als sie sind.
Nimm' nur Mickey Rourke. Der, der wollte immer Boxer sein oder so, aber er ist's nicht geworden. Prof. Dr. Gerd B., der gewaltigste Filmwirker der Weltmuster-Hemisphäre, will immer ganz spontan und ein Mann als ein Künstler sein, aber er ist es nicht. Du willst immer beim Ficken einen Orgasmus haben, aber du kriegst ihn einfach nicht. Nicht ums Verrecken! Rainer will immer noch das ultimative Buch die "GROSSE UNTERNEHMUNGSBERATUNG" schreiben, aber er schreibt es nicht. Heitmann wollte immer Bundespräsident werden, aber er wurz nicht. Der Herzspezialist Prof. Barnard wollte Katrin Krabbe immer nackend sehen, aber er kriegte sie nicht nackend zu sehen. Im Gegenteil, er starb über diesem Begehren einen geheimen Herztod kurz vor der clenbuterolen Ziellinie - übrigens Kim Basinger soll Lippenkrebs haben, aber Patrick Swayze eigentlich eher Bauchspeicheldrüsenkrebs, was sagst'n dazu? - , ... und ich, ich wollte schon immer sterben, aber der Tod will mich nicht. Er sagt immer: Lebe so lange bis ich komme, dann kannst Du immer noch sterben und wir sehen dann mal weiter.
TRAGISCH! DAS ALLES. Aber es ist so.

All das, was man unanständig inständig haben möchte, bekommt man nicht. So war das auch Gestern in diesem Film von Martin Scorsese. Ein Film, den wir beide uns ansehen sollten. Eine wunderbare Liebesgeschichte. Ganz unspektakulär und doch sehr verhalten glühend und mitbewegend.
Aber ich verliere wieder Lydia und die Behinderung aus der Schreibe. Siehst du, so schwierig ist es über die Verfehlung und die allgemeine, menschliche Behinderung einige seriöse Gedanken zu verschriften. Lustig! Ja, lustig kann man sich über alles machen! Abba einmal ein ernstes Wort über das Bewältigen der Schwierigkeiten des Lebens zu schreiben, ist ungleich mühevoller als das Entgräten einer Makrele bei verspeisungstreibender, zügelloser Begierde.
Und doch muss Lydia sich irgendwann einmal so angenommen haben, wie sie ist. Ist sie so? Und doch, so denke ich weiters, verflucht sie zu bestimmten Zeiten ihr Leben und das der Anderen, die ihr angeblich eine gewisse körperliche Normalität voraus zu haben scheinen, nur weil sie sich selbst & ohne Arm verlängerndes Hilfsmittel den Arsch abwischen können. Ja, was heißt denn das ... respektive, exakt, genau, relativ beziehungsweise absolut losgelöst in dem Ganzen von Zwischenmenschlichkeit sozusagen. Hm?!! Schmarr'n, Schopf- & Topfnudeln etc noch'Amal!! Kennst'e den Film "Fucking Amal"??. Dort - ein ähnliches Thema: Bin ich's selbst!?
Ich zum Beispiel wollte immer groß sein. Stark sein. Stark und groß wie mein Vater wollte ich sein. Jahrelang bin ich als ein junger Mann als einem Künstler ;-) in übergroßen Jacketts herumgelaufen. Nur weil ich dachte, dass man dadurch meinen - wie mir schien - nicht breit & muskulös genug geratenen Oberkörper nicht sehen könne. Oder diesen - eben verdeckt durch das Jackett - dann für überenorm extrem muskulös und breit halte.
Zu jener Zeit trug es sich zu, dass es einmal wieder den heißesten Sommer gab, den es damals so ziemlich gegeben haben mochte (ein MärchenAnfangSatz). Und in diesem wieder einmal heißesten Sommer, während dem ich in der Regel die wärmsten, da am meisten gepolsterten Jacketts trug, ging ich mich und meinen mir nicht zusagenden Oberkörper gänzlich vergessend auf die Straße und bemerkte erst eine ganze Weile später, dass ich es sozusagen verschwitzt hatte, mein mich ganz machendes und also aus der Behinderung herausholendes Jackett anzuziehen.
Ich wähnte mich nun von allen Menschen beobachtet & verlacht und wollte bemerkt haben, dass sie alle leise und verhalten heimlich - und darum in höchstem Maße unheimlich - über mich und den in meinen Augen missgestalteten Oberkörper redeten. Doch es war in & an dieser Situation nichts mehr zu ändern. Zurück nach Hause konnte ich nicht, da ich sonst zu spät zur Schule gekommen wäre; und so musste ich denn weiter Spießruten laufen. Das brachte mich derart ins Schämen, dass es mir ohne das Jackett noch heißer wurde, als es mir an diesem schwülen Sommertage je mit dem Jackett geworden wäre. Und jedes hübsche Mädchen - und plötzlich waren auch die hässlichsten Mädchen hübsch, nur weil ich mich ohne meine Jackettarmierung noch hässlicher fand -, das mir begegnete, vergrößerte meine Pein, und trieb mir derart die Schamesröte ins Gesicht, dass ich keiner Urlaubsbräunung bedurft hätte.

Es war einfach schrecklich und alptraumhaft, ich ging, wie man so zu sagen pflegt, neben mir her. Jedoch tragischerweise in dem Bewusstsein, dass ich es bin, der da mit schmalem, unansehnlichem Oberkörper fast nackt - wie im Traume manchmal im kurzen Hemd und ohne Unterhose - in aller Öffentlichkeit die Straße entlang schlich. Ungemein peinlich aber unbemerkt.
Plötzlich stand Beate neben mir, die Beate vom Mädchengymnasium, die Beate, die alle Jungs wollten, die aber schon einer hatte. Nämlich der Althoff aus meiner Klasse hatte sie schon! Der schöne Althoff, der zwei Jahre älter war als wir, da die Dumpfbacke schon einige Male hängen geblieben war. Der Althoff, der über einen Führerschein, ein Auto, ein Motorrad (seine Eltern waren sehr wohlhabend) und natürlich einen tollen Oberkörper verfügte. Er war das Sportass unseres gymnastischen Gymnasiums.
Na, jedenfalls ging diese Beate neben mir her und sagte ganz unvermittelt: "Günter, ich hätte dich bald gar nicht erkannt, so ohne Jackett." .... Pause ... die heiße Luft schwirrte mir vor den Augen .... & ... ich ... ich wünschte mich ganz woanders zu sein ... sehr weit fort von der schönen Beate. Als sie dann aber meinte, "Du siehst ohne Jackett viel besser aus. In den Dingern, die du trägst, kommst du einem immer so vor, als müssest du da noch hineinwachsen", verrückte sich schlagartig mein Selbstbild. Spontanheilung! Denn durch Beates Worte küsste Anna unversehens Bolika & mein Oberkörper pumpte sich auf wie der von Arnold.
Beim Verabschieden fragte sie mich, ob ich Lust habe, nach dem Unterricht mit ihr ins Campi (eine, NEIN, die Italienische Eisdiele in Oberhausen zu damaligen Zeit) zu gehen.
"Und der Althoff?", fragte ich schüchtern zurück:
"Och der, der geht mir mit seiner Angeberei und seinem dummen Geschwafel auf'n Wecker", sagte Beate. "Wie wär's, wenn du das Gedicht mitbringst, das du in der letzten Schülerzeitung veröffentlicht hast? Unser Deutschlehrer will mit uns darüber reden, und da fänd ich's ganz toll, wenn ich bei der Interpretation sagen könnte, dass du das auch so meinst, wie ich das sehe."
Nachdem uns dann alle neidvoll im Campi gesehen hatten, hieß es für'ne Weile: "Mensch, habt'a jeseh'n, der Ewi (so nannte man mich damals, Ewi aber schnell und kurz gesprochen) geht mit der Augustiniak (Beate)!"
Einige meiner damaligen Freunde versuchten sich darauf im Gedichte Schreiben. Aber das fruchtete bei ihnen genau so wenig, wie bei mir das Aufbereiten meines schmalen Oberkörpers mittels übergroßer Jacketts. Aber auch heute komme ich zuweilen ganz gerne nicht ohne Sack OH?! aus.

Tja, liebste ANNA, so ist das mit der allgemeinen relativen Behinderung des auf's Ganze gehenden Menschen. Fast ein Osterrätsel.
Und ich lasse nun das alles hier 'mal als Frag...Ment und grüße Dich als meine liebe Freundin und wünsche, dass der Osterhase Dir die Ovarien recht brunft malen möge ...

Mittwoch, 5. März 2008

Hey Julian ....


Du bist ein Typ, Vatter!!!
>
> kurz mal eben geschrieben, 7 Seiten lang über Evaluation ?! ...............




Na, ich kann halt schnell schreiben...;-) ....

.... Die meiste Zeit brauche ich fürs Korrigieren & trotzdem finde ich hinterher (wenn ich denke, alles sei im Lot) immer noch kleine Fehler, die mich dann wahnsinnig ärgern.

Früher hatte ich oft den Klaus oder den Andreas hinter mir sitzen, das sind beide so WortFürWort-Leser. Die ha'm's dann gerichtet.

Korrekturlesen von Texten Anderer kann ich dann wiederum sehr gut. Es sind ja eben nicht meine. Ist aber auch nichts Merkwürdiges dabei; denn da ich meist meinen eigenen Text schon präfiguriert im Kopf habe & oft gar nicht so Recht weiß, wo der her kommt und wie der von dort in meine Finger gekommen ist, lese ich diesen, meinen eigenen Text, eigentlich auch gar nicht mehr so richtig beim Korrigieren sondern memoriere ihn lediglich. Und dabei fallen die Fehler dann natürlich meist nicht auf.

Ich wollt's auch nur mal wieder wissen. Denn J. hatte sich bei B. (mit Blick auf mich) beschwert, sie habe zu wenig anspruchsvolle Aufgaben. Na ja, und da hat'er dann gesagt, mach' dir mal Gedanken über die Evaluation von FörderMaßnahmen - ich brauch's für die Geschäftsleitung.

Und daran saß sie dann ... bis zum letzten Mittwoch schon 2 lange Wochen lang.

Mittwochmorgen stöhnte sie: "Ich krieg's nicht hin mit der scheiß Evaluation. Mir fällt einfach nix Vernünftiges dazu ein! ... Kennste das?", meinte sie zu mir. - "Nö", hab ich gesagt, "kenn' ich nicht, mir fällt zum Schreiben immer was ein." Und danach dachte ich: Jetzt hast'es gesagt & dann musst'es eben auch gleich mal wieder versuchen.

Und schon bei den ersten Sätzen wusste ich, dass es geht. Oft braucht man nur den richtigen Anfang - oder besser gesagt - man braucht eigentlich keinen "richtigen" Anfang, also keinen, der direkt etwas mit dem Thema zu tun hat, sondern man braucht irgendeinen Anfang, egal was.

Ich mach's meist so, dass ich mir ein Gegenüber vorstelle und dem erst einmal erzähle, was ich nicht machen möchte & was alles nicht geht & dass das Thema eh "blöd" is' & das Wetter beschissen & es mir nicht gut geht ... so etwas in der Art ... und das schreibe ich während ich das denke schon auf ... und im Verlauf des Schreibens - auch von Dingen, die mit dem eigentlichen Gegenstand nichts, aber auch gar nichts zu tun haben - entwickelt sich so etwas wie ein Text, der in der Folge, also im weiteren Schreibakt, immer mehr auf das eigentliche Thema hin zentriert wird. Aber von wem eigentlich?

Was man dazu allerdings braucht, ist ein umfangreiches Wissen über fast alles. Man muss assoziieren können. Und dazu benötigt man natürlich auch den Background bezogen auf das in Rede stehende Thema. Dann muss man - wie so gesagt wird - gut formulieren können. Denn wenn einem der sprachliche Ausdruck selbst schon Schwierigkeiten bereitet, verliert man zuviel Kraft, um sich auf das zu konzentrieren, was man ausdrücken möchte.

Während des Schreibens entwickelt sich nach und nach ein Textgerüst, das ich beginne, in vorläufige Abschnitte einzuteilen. Oft verwende ich dazu modifizierte Kapitelüberschriften von Texten, die ich zu diesem Thema bereits gelesen habe.
Dabei erzeugt sich etwas in der Art von Kryptomnesie. Das ist ein Ausdruck aus der Freud'chen und Jung'schen Psychoanalyse. Und der meint nichts anderes als 'verstecktes, unbewusstes Erinnern'.
Man erinnert sich an Inhalte von Büchern oder Zeitschriften, Gesprächen oder anderen Texten und weiß das selbst gar nicht (oder besser, man weiß nicht, dass es die Gedanken & Texte Anderer sind), schreibt's aber in abgewandelter Form auf. Und zwar so, als sei einem das gerade eingefallen. Ist es natürlich auch, es ist einem selbst eingefallen, aber zuvor war das schon (wie gesagt) einem Anderen eingefallen. Man selbst aber hat diesen Text nur vorbewusst zur Verfügung, den man dann jedoch als eigenen ins weiße "Licht des Word-Blatts" bringt.

Es ist überhaupt so, dass man nie (wirklich nie!) weiß - und auch nie wissen kann -, wo das gerade Gesagte oder Geschriebene herkommt. Ich hatte ja versucht, das in der Geschichte über Bene kurz darzustellen. Das, worüber wir während des Kommunikationsaktes zu verfügen vermeinen - und, dass wir überhaupt denken, dies - was wir sagen, meinen, erzählen oder als Handlung nach Außen bringen - in unserer Verfügung zu haben - ja all das verdanken wir der so genannten "Nachträglichkeit". Ein terminus technicus des französischen Psychoanalytikers Lacan.

Das meint, dass wir immer erst nachher versuchen, das einzuholen, was wir zuvor gesagt oder auch getan haben. Man interpretiert die eigenen schon vollzogenen Handlungen und fügt damit dann der Wirkung eine Ursache zu. Das hat schon der große Nietzsche vortrefflich erkannt, indem er sagte, es gibt eigentlich nur Wirkungen - die Ursachen erfinden (oder rekonstruieren) wir hinzu.

Dies gilt nicht nur für die Geisteswissenschaften, also für die Wissenschaften, die zum Gegenstand im weitesten Sinne die Sprache haben. Es gilt ebenso für die Physik, die Mathematik und damit natürlich auch für all das, was mit dem Sozialen und der Ökonomie zu tun hat.


Nimm nur mal den Marketingbereich als übergreifende marktorientierte Unternehmensführung. Nimm weiter den alten Philip Kotler, der sagte, beim Marketing gehe es darum Bedürfnisse profitabel zu befriedigen. In dieser rein Unternehmens bezogenen, quasi technischen Definition steckt ein Hiatus, etwas, worüber man stolpern kann und muss. Und genau ein solcher Stolperstein ist der Ausdruck "Bedürfnisse". Denn die sind ja nicht einfach so gegeben - einmal abgesehen von den Existenzbedürfnissen: Nahrung, Flüssigkeit, Wohnraum, Sicherheit, Atmung, Wärme, Sexualität, die ein jeder befriedigen muss, um zu existieren ... darum ja auch der Ausdruck "Existenzbedürfnis".

Das worauf sich Marketing heute im Wesentlichen bezieht, ist z.B. in der Maslow-Pyramide weiter oben zu finden. Die 'Promotion', die das Marketing betreibt, ist eine Promotion der Erzeugung von Bedürfnissen, um sie durch die mit Kaufkraft ausgestatteten Wirtschafts-Subjekte zum Bedarf werden zu lassen.
Gute Marketingstrategen befassen sich meiner Meinung nach alle einem gewissen Teilaspekt ihrer GesamtTätigkeit, nämlich mit der Erzeugung von Begehren und Wünschen nach Produkten, die bestenfalls wie ein Puzzlestückchen in ein Gesamtpuzzle passen, das selbst aber nur marginalen Zusatznutzen für das wünschende Wirtschaftssubjekt bringt. Zumeist hat zuvor sogar niemand gesehen, dass das ein weißer Fleck war - eben das fehlende Puzzlestückchen.
Und einen guten Marketingmanager macht vor allen Dingen aus, dass er den Blick für dieses weiße Fleckchen hat und andere davon überzeugen kann, Geldwertes dafür einzusetzen, um dies Fleckchen verschwinden zu lassen.
Für die Menschen, die dies Fleckchen ausfüllen möchten, wird die Ergänzungstätigkeit (die Supplementierung) zum Zwang - Für den Marketingmanager und die Firma, die er berät, zum Gewinn.

Ich denke hier zum Beispiel an die Produkte von Apple. Wer braucht schon ein Telefon mit Touchscreen, wer braucht einen MP3-Player, der um ein vielfaches teurer als andere und zudem auch noch eingeschränkt im Datenformat ist? Wer braucht schon das dünnste Notebook der Welt, dem darüber hinaus noch wesentliche Funktionen anderer, ähnlicher Produkte fehlen, die dazu auch noch günstiger zu erwerben sind?

Diese Luxusbedürfnisse werden erst erzeugt und dann geschickt lanciert. Und genau hier ist dann wieder die in die Wirkung eingebrachte 'nachträgliche' Ursache am Werk. Die Wirkung ist hier der produzierte, nicht notwendige und darum aggressiv beworbene Verkaufsgegenstand. Die Ursache aber der nachträgliche, unbewusste, gespürte Mangel beim potentiellen Käufer. Man hat es also im Wesentlichen auch in den Wirtschaftswissenschaften und speziell und zuvorderst im Marketing mit Interpretationsverhältnissen und damit zugleich mit Sprachwissenschaft & Psychologie zu tun.

Ähnliches gilt für die Börse. Die "klugen BörsenKöpfe" sprechen davon, dass der Aktienmarkt nichts anderes als angewandte Psychologie sei. Aber niemand von diesen Leuten hat sich je mit mehr als der Küchenpsychologie von Lieschen Müller aus der "Brigitte" beschäftigt.
Die Börsianer rechnen den lieben langen Tag, erstellen stochastische Modelle, führen auf diesem Hintergrund statistische Analysen durch, erzeugen dann bei ihren Kunden den Wunsch nach einer erhöhten Rendite, bieten Produkte an, die diesen Wunsch zu befriedigen scheinen und sagen dann, wenn der DAX - wie vor einiger Zeit - um fast 10% eingebrochen ist, achselzuckend:
"Na ja, Börse ist eben zu 80% Psychologie. Die Kunden trieb's aus dem Markt, weil sie Ihre Renditen und ihr eingesetztes Kapital gefährdet sahen. Und alle verhalten sich wie die Rinder einer Herde. Es fällt ein Schuss, das Leitrind läuft, und alle anderen laufen hinterher."

Der Satz ist richtig! Aber man muss untersuchen, warum das Ganze so abläuft? Warum wollen wir diese Renditen? Warum versuchen wir sie auf einem unsicheren Markt zu erzielen? Warum laufen die kleinen Unbedeutenden den Großen, Bedeutenden hinterher? Warum konnte so'ne alte, hässliche Töle wie der Greenspan den Markt bestimmen, wenn er seinen übel riechende, nuscheligen Mund öffnete? Warum sahen dann plötzlich alle in diesem Greis die wunderschön junge, delphische Göttin des Geldorakels der Wallstreet.
In diesem Zusammenhang gibt's folgende, kleine Anekdote: 'Greenspan wurde während eines seiner Nickerchen geweckt & aufgefordert, etwas zur Zinsentwicklung zu sagen. Der alte Mann brabbelte schlaftrunken irgendetwas, was niemand verstand. Alle meinten jedoch, dass es etwas sehr Wichtiges gewesen sein müsse. Man interpretierte also an etwas wüst herum, das offensichtlich gänzlich ohne Bezug zur Zinspolitik und vollkommen sinnlos geäußert worden war, und gab wenig später bekannt, was Greenspan angeblich gesagt habe. Auf diesem Hintergrund (des "NichtGesagtenGesagten") berieten dann die Analysten ihre Marktkunden. Greenspan wartete nur ab. Die Börsenentwicklung verlief positiv, worauf Greenspan dann bestätigte, dass er genau das, was veröffentlicht wurde, auch so gesagt & gemeint habe."
Ein schöneres Beispiel für die nachträgliche Erzeugung von Sinn, also für die "Nachträglichkeit" von Ursache und der Bedeutung von bereits vollzogener Handlung - und damit der Verkehrung von Ursache & Wirkung - gibt's doch nicht ... oder??

Zurück zu Apple: Interessant ist, sich einmal die Frage zu stellen, wie das mit dem Apple-Hype denn inszeniert ist und abläuft.
Als Jobs die Führung der Firma wieder übernahm, war sie vollkommen am Boden. Die Computer von Apple und das so fortschrittliche Computersystem spielten sowohl im Privat- als auch im Geschäftsbereich keine Rolle mehr. Die letzten Apples (über Gravis vertrieben) die ich noch kenne, sahen aus wie die anderen Kisten auch. Alles war verwässert. Das Design, das Image, die Positionierung am Markt - ja sogar das Betriebsystem.
Microsoft hatte sich das "Fenstersystem" von Apple abgeschaut & brachte Rechner heraus mit dem Win 95. Daran wirst Du Dich ja auch noch erinnern können - war doch Dein erster Rechner ein Win95-Rechner? Auch wenn zu diesem Zeitpunkt das Win noch ziemlich anfällig war und nicht die Performanz und Stabilität von Apples damaligem Betriebsystem erreichte, hatte es jedoch keine Mühe, sich am Markt durchzusetzen, da die eigentlichen Applerechner (nicht die von Gravis vertriebenen Mac-Clones) nur noch für den Profibereich eingesetzt wurden. Power Book und Newton und alles was in diesem Bereich noch so angeboten wurde, war geflopt, weil entweder viel zu teuer oder zu wenig praktikabel.

Ich verkürz jetzt mal, weil es mir an dieser Stelle nicht um die Einholung der Apple-Geschichte geht. Es treibt mich eigentlich schon eine ganze Weile etwas anderes um, etwas, dass im Bereich des Marketing zwar einen mit entscheidenden Stellenwert besitzt, zumeist aber zu sehr vernachlässigt wird.

Jobs hatte schon immer erkannt, dass es ein wesentliches Moment für die Akzeptanz von Produkten war und ist, dass sie leicht bedienbar sind (die erste Maus wurde von Apple eingesetzt), dass sie funktionabel sind, und dass sie dies auch widerspiegeln müssen in ihrem Design.
Zurück geht eine solche Idee des Verschmelzens von Design und Funktionabilität auf die Bauhausleute, die später auch die Väter des Designs der Braunprodukte wurden. Hier ist besonders Dieter Rams zu nennen, der den so genannten Schneewittchensarg entwarf (einen all-in-one-Plattenspieler).

Jonathan Paul Ive war dann der Mann, der diesen "RamsKontext" hatte und der nach diesen Designvorstellungen den IMac entwarf. Und dieser Computer hatte ein unverwechselbares Äußeres. Die ursprüngliche Idee fand sich aber schon im ersten gebauten Mac, den ich noch aus meiner Studentenzeit kenne. Einer der Dozenten am Institut hatte damals ein solches Ding. Ein Computer, in dem schon alles enthalten war, was man brauchte.
Hinzu kommt aber auch die außergewöhnliche Präsentation der Produkte durch Apple. Das Zelebrieren von kruden technischen Gegenständen als wirkliche, lebendige Individuen. Wie geliebte Dinge, die plötzlich da sind und ohne die man nicht mehr auszukommen vermeint.
Die Produkte erhielten den Nimbus von Übergangsobjekten (im Sinne des Psychoanalytikers Winnicott). Ein Übergangsobjekt ist zu Beispiel so was wie'n Kuscheltier, oder 'ne Schmusedecke, das einen so genannten intermediären Raum zwischen Mutter und Kind einnehmen kann: Ist die Mutter weg, dann kann das Kind die Verlustangst mindern, indem es seine Schmusedecke als Supplement (Ersatz) der geliebten Mutter einsetzt. Und ein bisschen davon beinhaltet das von Ive kreierte Design.
Es hat etwas Rundes und damit zugleich etwas Weiches. Es hat etwas Glattes und damit zugleich etwas Schmiegsames (wie z.B. die Mutterbrust). Es hat etwas Autonomes und damit zu gleich etwas Insichruhendes, an dem man sich selbst beruhigen kann. Es hat etwas Kompaktes und damit zugleich etwas, dass einem Stärke verleiht. Und es hat etwas Schönes, Anmutiges und damit zugleich etwas, das auf das erste Objekt der Begierde (die Mutter) rückverweist und auf die Geliebte vor verweist. Und es hat etwas Frivoles, Unikatives, Verführendes und damit zugleich etwas, dem man sich hingeben möchte. And so on ....

Wenn Du nun das unter dem oben beschrieben Aspekt der Bedürfniserzeugung (ich spreche in diesem Zusammenhang lieber von Begehren & Wunsch) also wenn Du das mit dem oben Gesagten verbindest, dann wirst Du sehen, dass über das Design der Wunsch des Besitzes eines solchen Gegenstandes erzeugt wird. Potentiell ist dieser Wunsch als etwas Diffuses vorhanden. Ausgestaltet und strukturiert wird er dann durch das eigentliche Produkt und die Präsentation durch Steve Jobs, so als gäbe uns GottVater ein Stückchen von EVA. Und um diese Eva ist zuvor ein ungeheures Geheimnis gemacht worden. So wie immer schon ein ungeheures Geheimnis um die Vulva gemacht wurde. Dann wird sie entdeckt (im Sinne von aufgedeckt) ... bisschen jedenfalls ... aber zugleich durch die funktionale Form & den Charakter des Dings als Gebrauchsgegenstand wieder entmythisiert ... und immer wieder ... und immer wieder...

... aber das, was mich wirklich brennend interessiert und bei dem ich jedoch immer noch nicht angekommen bin, ist die sprachliche Ausgestaltung des Produkts ... also, was ist mit dem "I" im Imac, Iphone, Ipod ...
Dazu vielleicht später ... getz muss ich er's ma' wat kochen & essen... eben BEDÜRFNIS; WUNSCH ::: BEGEHREN ;-) ... ju()no??

Gruß

Mittwoch, 6. Februar 2008

Three & More

Richtigstellung

Ich gebe hiermit bekannt, dass es sich bei der in dem X Post genannten & beschriebenen Person nicht um die Diplompsychologin Bettina Meisel handelt.

Der dort dargestellte - in mancher Augen unrühmliche - Plot ist absolut fiktiv!

Die Wahl des Namens geschah rein zufällig.