Sonntag, 9. März 2008

Anal rasiert?


La Charlotte Roche fou cauld

Alle Fehler, die man (hat), sind eher zu verzeihen als die Mittel, die man anwendet, um sie zu verbergen.

Ich muss, noch, einige Worte, zu dem sagen, was ich bereits schon einmal zu Lydia und ihrer Behinderung sagte. Die Contergan-Renten sind übrigens erhöht worden. Oft und immer meint man, ein Anderer oder eine Andere sein zu wollen oder gar zu sollen, als man nun tatsächlich ist. Doch man ist nun einmal so. Aber warum nicht die Akzeptanz dessen, was man ist? Warum immer das Gucken auf alles Andere, das vielleicht ganz anders ist als das, was man selbst ist?
Warum Claudia Schiffer sein wollen? Warum Don Johnson oder Paul Neumann oder Florian Silbereisen oder Hansi Hinterseer oder Rita Süssmuth oder Frauke Ludowig oder Charlotte Roche oder ganz und haar rasiert oder so etwas sein wollen? Warum im Leben immer das sein wollen, was man nicht sein kann. Denn auch die angeführten, so genannten 'Schönen & Reichen & oft ziemlich Dummen' wollen immer noch etwas anderes sein, als sie sind.
Nimm' nur Mickey Rourke. Der, der wollte immer Boxer sein oder so, aber er ist's nicht geworden. Prof. Dr. Gerd B., der gewaltigste Filmwirker der Weltmuster-Hemisphäre, will immer ganz spontan und ein Mann als ein Künstler sein, aber er ist es nicht. Du willst immer beim Ficken einen Orgasmus haben, aber du kriegst ihn einfach nicht. Nicht ums Verrecken! Rainer will immer noch das ultimative Buch die "GROSSE UNTERNEHMUNGSBERATUNG" schreiben, aber er schreibt es nicht. Heitmann wollte immer Bundespräsident werden, aber er wurz nicht. Der Herzspezialist Prof. Barnard wollte Katrin Krabbe immer nackend sehen, aber er kriegte sie nicht nackend zu sehen. Im Gegenteil, er starb über diesem Begehren einen geheimen Herztod kurz vor der clenbuterolen Ziellinie - übrigens Kim Basinger soll Lippenkrebs haben, aber Patrick Swayze eigentlich eher Bauchspeicheldrüsenkrebs, was sagst'n dazu? - , ... und ich, ich wollte schon immer sterben, aber der Tod will mich nicht. Er sagt immer: Lebe so lange bis ich komme, dann kannst Du immer noch sterben und wir sehen dann mal weiter.
TRAGISCH! DAS ALLES. Aber es ist so.

All das, was man unanständig inständig haben möchte, bekommt man nicht. So war das auch Gestern in diesem Film von Martin Scorsese. Ein Film, den wir beide uns ansehen sollten. Eine wunderbare Liebesgeschichte. Ganz unspektakulär und doch sehr verhalten glühend und mitbewegend.
Aber ich verliere wieder Lydia und die Behinderung aus der Schreibe. Siehst du, so schwierig ist es über die Verfehlung und die allgemeine, menschliche Behinderung einige seriöse Gedanken zu verschriften. Lustig! Ja, lustig kann man sich über alles machen! Abba einmal ein ernstes Wort über das Bewältigen der Schwierigkeiten des Lebens zu schreiben, ist ungleich mühevoller als das Entgräten einer Makrele bei verspeisungstreibender, zügelloser Begierde.
Und doch muss Lydia sich irgendwann einmal so angenommen haben, wie sie ist. Ist sie so? Und doch, so denke ich weiters, verflucht sie zu bestimmten Zeiten ihr Leben und das der Anderen, die ihr angeblich eine gewisse körperliche Normalität voraus zu haben scheinen, nur weil sie sich selbst & ohne Arm verlängerndes Hilfsmittel den Arsch abwischen können. Ja, was heißt denn das ... respektive, exakt, genau, relativ beziehungsweise absolut losgelöst in dem Ganzen von Zwischenmenschlichkeit sozusagen. Hm?!! Schmarr'n, Schopf- & Topfnudeln etc noch'Amal!! Kennst'e den Film "Fucking Amal"??. Dort - ein ähnliches Thema: Bin ich's selbst!?
Ich zum Beispiel wollte immer groß sein. Stark sein. Stark und groß wie mein Vater wollte ich sein. Jahrelang bin ich als ein junger Mann als einem Künstler ;-) in übergroßen Jacketts herumgelaufen. Nur weil ich dachte, dass man dadurch meinen - wie mir schien - nicht breit & muskulös genug geratenen Oberkörper nicht sehen könne. Oder diesen - eben verdeckt durch das Jackett - dann für überenorm extrem muskulös und breit halte.
Zu jener Zeit trug es sich zu, dass es einmal wieder den heißesten Sommer gab, den es damals so ziemlich gegeben haben mochte (ein MärchenAnfangSatz). Und in diesem wieder einmal heißesten Sommer, während dem ich in der Regel die wärmsten, da am meisten gepolsterten Jacketts trug, ging ich mich und meinen mir nicht zusagenden Oberkörper gänzlich vergessend auf die Straße und bemerkte erst eine ganze Weile später, dass ich es sozusagen verschwitzt hatte, mein mich ganz machendes und also aus der Behinderung herausholendes Jackett anzuziehen.
Ich wähnte mich nun von allen Menschen beobachtet & verlacht und wollte bemerkt haben, dass sie alle leise und verhalten heimlich - und darum in höchstem Maße unheimlich - über mich und den in meinen Augen missgestalteten Oberkörper redeten. Doch es war in & an dieser Situation nichts mehr zu ändern. Zurück nach Hause konnte ich nicht, da ich sonst zu spät zur Schule gekommen wäre; und so musste ich denn weiter Spießruten laufen. Das brachte mich derart ins Schämen, dass es mir ohne das Jackett noch heißer wurde, als es mir an diesem schwülen Sommertage je mit dem Jackett geworden wäre. Und jedes hübsche Mädchen - und plötzlich waren auch die hässlichsten Mädchen hübsch, nur weil ich mich ohne meine Jackettarmierung noch hässlicher fand -, das mir begegnete, vergrößerte meine Pein, und trieb mir derart die Schamesröte ins Gesicht, dass ich keiner Urlaubsbräunung bedurft hätte.

Es war einfach schrecklich und alptraumhaft, ich ging, wie man so zu sagen pflegt, neben mir her. Jedoch tragischerweise in dem Bewusstsein, dass ich es bin, der da mit schmalem, unansehnlichem Oberkörper fast nackt - wie im Traume manchmal im kurzen Hemd und ohne Unterhose - in aller Öffentlichkeit die Straße entlang schlich. Ungemein peinlich aber unbemerkt.
Plötzlich stand Beate neben mir, die Beate vom Mädchengymnasium, die Beate, die alle Jungs wollten, die aber schon einer hatte. Nämlich der Althoff aus meiner Klasse hatte sie schon! Der schöne Althoff, der zwei Jahre älter war als wir, da die Dumpfbacke schon einige Male hängen geblieben war. Der Althoff, der über einen Führerschein, ein Auto, ein Motorrad (seine Eltern waren sehr wohlhabend) und natürlich einen tollen Oberkörper verfügte. Er war das Sportass unseres gymnastischen Gymnasiums.
Na, jedenfalls ging diese Beate neben mir her und sagte ganz unvermittelt: "Günter, ich hätte dich bald gar nicht erkannt, so ohne Jackett." .... Pause ... die heiße Luft schwirrte mir vor den Augen .... & ... ich ... ich wünschte mich ganz woanders zu sein ... sehr weit fort von der schönen Beate. Als sie dann aber meinte, "Du siehst ohne Jackett viel besser aus. In den Dingern, die du trägst, kommst du einem immer so vor, als müssest du da noch hineinwachsen", verrückte sich schlagartig mein Selbstbild. Spontanheilung! Denn durch Beates Worte küsste Anna unversehens Bolika & mein Oberkörper pumpte sich auf wie der von Arnold.
Beim Verabschieden fragte sie mich, ob ich Lust habe, nach dem Unterricht mit ihr ins Campi (eine, NEIN, die Italienische Eisdiele in Oberhausen zu damaligen Zeit) zu gehen.
"Und der Althoff?", fragte ich schüchtern zurück:
"Och der, der geht mir mit seiner Angeberei und seinem dummen Geschwafel auf'n Wecker", sagte Beate. "Wie wär's, wenn du das Gedicht mitbringst, das du in der letzten Schülerzeitung veröffentlicht hast? Unser Deutschlehrer will mit uns darüber reden, und da fänd ich's ganz toll, wenn ich bei der Interpretation sagen könnte, dass du das auch so meinst, wie ich das sehe."
Nachdem uns dann alle neidvoll im Campi gesehen hatten, hieß es für'ne Weile: "Mensch, habt'a jeseh'n, der Ewi (so nannte man mich damals, Ewi aber schnell und kurz gesprochen) geht mit der Augustiniak (Beate)!"
Einige meiner damaligen Freunde versuchten sich darauf im Gedichte Schreiben. Aber das fruchtete bei ihnen genau so wenig, wie bei mir das Aufbereiten meines schmalen Oberkörpers mittels übergroßer Jacketts. Aber auch heute komme ich zuweilen ganz gerne nicht ohne Sack OH?! aus.

Tja, liebste ANNA, so ist das mit der allgemeinen relativen Behinderung des auf's Ganze gehenden Menschen. Fast ein Osterrätsel.
Und ich lasse nun das alles hier 'mal als Frag...Ment und grüße Dich als meine liebe Freundin und wünsche, dass der Osterhase Dir die Ovarien recht brunft malen möge ...

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